Himmelfahrt 1945 auf dem Emberg bei Lössel

von Werner Fleischer

Vierlingsflak
Mit solch einer amerikanischen Vierlingsflak (Halbkettenfahrzeug M16), die deutsche Soldaten erbeutet hatten, spielten Werner Fleischer und sein Freund.

Es war ein schöner Maientag. Morgens ging ich über den Kirchweg als Konfirmand, zusammen mit meinem Freund Werner Helmering zum Gottesdienst in die Christuskirche auf dem Roden. Anschließend ging es heimwärts, mit Liedern auf den Lippen, durch die schöne Frühlingsnatur. Da bis zum Mittagessen noch Zeit war, stiegen Adalbert Kaiser, mein Schulfreund aus dem Nachbarhaus und ich den Emberghang hinauf. Wir wollten noch spielen auf den zu Kriegsende hier abgestellten Militärfahrzeugen. Wir drehten unsere Kreise mit und auf der 2 cm –Flak und fühlten uns, wie im Karussell. Immer wieder schubsten wir die Plattform an und sprangen auf, es machte Riesenspaß. Während Adalbert sich hier weiter vergnügte, sprang ich von dem Wagen, um das Nachbarauto zu inspizieren. Eine gepanzerte Vierlings-Flak stand in etwa 20 m Entfernung im Gestrüpp. Ich stieg in den Turm und untersuchte die Bedienungsgeräte, nicht ahnend, das dieses Geschütz noch funktionsfertig sein könnte. An dem rechten, der zwei Schaltgriffe, leuchtete eine kleine Glühbirne. Durch den Turmschlitz sah ich, das die Geschützrohre nach unten zum Kühler hin geneigt waren. Aus meinem Turm rief ich nun: „Adalbert, pass auf, ich drücke jetzt auf alle Knöppe !“ Jetzt lief alles blitzschnell ab: Es explodierten die Geschosse, es krachten Splitter an Kühler und gepanzertem Turm, ich kroch verängstigt aus dem Turm. Kreidebleich und panikartig rannten wir beide durch den Wald auf den Hauptweg zu. Hier trafen wir auf zwei junge Damen, die uns nichts“ Tröstlicheres“sagen konnten als:“ Wir sagen es den Amerikanern! „Nun liefen wir noch schneller nach Hause und erzählten meinem Vater, der uns schon draußen erwartete, was passiert war. Er beruhigte uns. Der Appetit war mir vergangen und Adalbert wahrscheinlich auch. Vor einer „vorzeitigen Himmelfahrt“ sind wir von unseren, von Gott gesandten Schutzengeln, bewahrt worden. Als heute 70-Jährige können wir nur hoffen, das solche Erlebnisse in unserem Land und hoffentlich auch in anderen Teilen unserer Welt verhindert werden.

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors Werner Fleischer

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