Letmathe im Dritten Reich

Auszüge aus dem Buch
„Letmather Bürger erinnern sich an die Zeit von 1930 bis 1945“

von Alois Grusemann

Die Letmather Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)
Diese Partei, deren Führung so viel Unheil und Leid über Deutschland und die ganze Welt brachte, wurde in Letmathe erst im September 1930 gegründet. (vgl. Heinrich Brinkmann, S. 63)

In den Letmathe umgebenden Städten und Ortschaften entstanden die Ortsgruppen schon Mitte der 20er Jahre. Ganz früh wurde in Oestrich die NSDAP gegründet. Unter den ersten 100 Parteimitgliedern des gesamten Reiches befanden sich zwei Oestricher Bürger. (vgl. Trotier St. Kilian Seite 287).

Einführung und Vereidigung des Gemeinderates Letmathe am 8. Febr. 1935
Einführung und Vereidigung des Gemeinderates Letmathe am 8. Febr. 1935

Fest steht jedenfalls, dass die Gemeindevertreter in Letmathe durch staatliche Verordnungen recht rücksichtslos an die Macht kamen. Der gesamte Gemeinderat bestand ab Mai 1933 nur noch aus Parteigenossen der NSDAP. Die konnten von nun an schalten und walten, wie sie es wollten. Gesetze und Verordnungen wurden nur noch im Sinne der Partei befolgt. Die politische Vergewaltigung der Bürger nahm ihren Anfang und setzte sich in noch viel grausameren Ereignissen fort.

Ob diese Ratsmitglieder auch alle Mitglieder der SA waren, konnte ich nicht erfahren. Einer von den braunen Parteivertretern des Rates soll aber zu den Rädelsführern der Nazis gehört haben, die bereits ab 1931 an den Auseinandersetzungen und Schlägereien mit den Kommunisten teilnahmen. So wurde mir mehrfach berichtet.(…)

Diese braunen Herren, die von Ordnung und Sauberkeit sprachen, waren auch die Vorgänger der heutigen Graffiti-Sprayer. Sie beschmierten schon im Jahre 1932 die Einfassungsmauer des Kiliansdomes mit Hakenkreuzen. So hat Pfarrer Heimann jedenfalls in der damaligen Kirchenzeitung berichtet.(…)

(…) Am 1.7.1933 beschlagnahmte die Polizei das Eigentum mehrerer kirchlicher Vereine. Am Nachmittag des gleichen Tages wurden von der Polizei Vereinsfahnen beschlagnahmt und von den Personen, die sich schon damals für Übermenschen hielten, im Triumphzug zum Rathaus gebracht. Etwa zwanzig Beamte, die den neuen Letmather Machthabern nicht genehm waren, wurden aus dem Beamtendienst entfernt. Der bisherige Bürgermeister Pöggeler musste 1933 nach falschen Anschuldigungen seinen Posten abgeben. So wurde sein Platz für ein verdientes Parteimitglied frei.

Am 08.09.1933 wurde der Hitlergruß eingeführt. Nicht nur die Schüler mussten das neue Hoheitszeichen, das Hakenkreuz, durch Heben der rechten Hand grüßen. Auch beim Singen bestimmter Lieder musste die rechte Hand erhoben werden.

Marsch der SA 1933 auf der Hagener Straße
Marsch der SA 1933 auf der Hagener Straße

Im April 1934 wurden Hitlerbilder eingeführt. Am 20. April mussten sie mit Kränzen geschmückt werden. Von diesem Zeitpunkt an mussten alle Gebäude am Geburtstag des „genialen Führers“ mit Fahnen geschmückt werden. Rektor Brinkmann von der Westschule wurde am 27.08.1934 seines Amtes enthoben. Er wurde Lehrer an der Ostschule. Lehrer Ringbeck, einziger Laien-Bezirkspräses der Kolpingfamilie, wurde, weil er dieses Amt nicht aufgeben wollte, nach Eickelborn strafversetzt. Sein Nachfolger wurde Lehrer Böhmer.

Schon im August 1934 sollten die Kreuze und Lutherbilder aus den Jugendherbergen entfernt werden. In den Schulen wurden die kirchlichen Symbole vorerst über die Türen gehängt. Hinter das Lehrerpult musste das Bild des eingebürgerten Österreichers gehängt werden. Der hatte erst auf Antrag der Stadt Braunschweig die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Ab dem 22.06.1939 wurden dann mit der Einführung der Gemeinschaftsschule alle kirchlichen Symbole aus den Schulgebäuden entfernt.

Etwa 1934 begannen einzelne Letmather Bürger damit, die Predigten in der Kilianskirche aufzuschreiben. Einzelne Geistliche wurden wegen ihrer Predigten und des Einflusses auf die Jugend zur Gestapo nach Dortmund bestellt. Dort machte man ihnen klar, wie sie sich in Zukunft zu verhalten hatten. Einigen Geistlichen wurde auch die Erlaubnis entzogen, Religionsunterricht an den Schulen zu erteilen.(…)

Das NSDAP-Standesamt
Auch das Letmather Standesamt musste im Auftrage des Reichsgesundheitsamtes Merkblätter für Eheschließende verteilen:

Nachweis der Reinheit des Blutes (Rassenreinheit) ist durch Deine Geburtsurkunde und die Heiratsurkunde Deiner Eltern meist ausreichend zu erbringen. Über die Rassenzugehörigkeit und die Religion der Großeltern musst Du aber auch unterrichtet sein. Verlasse Dich im Zweifelsfalle nicht auf mündliche Aussagen und Meinungen, sondern beschaffe Dir genaue Unterlagen (Geburts- und Heiratsurkunden der Großeltern). Sei immer eingedenk der Verantwortung, die Du auch in dieser Beziehung Deinen Kindern und Deinem Volke gegenüber trägst.

Unterrichte Deinen Verlobten oder Deine Verlobte von den Ermittlungen über die Rassenzugehörigkeit und das Ergebnis der ärztlichen und erbärztlichen Befragung.

Das Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre vom 15. September 1935 sieht Zuchthausstrafen für eine Eheschließung zwischen Juden und Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes vor.

Die Letmather Juden
Auf dem ehemaligen großen Letmather Stadtgebiet lebten noch bis etwa Anfang 1939 zwei jüdische Familien. Es waren die Familien Meyberg und Koppel. Die Männer hatten im 1.Weltkrieg gedient und beide hohe Orden erhalten. Beide Familien waren Besitzer eines Textilgeschäftes und zählten zu den wohlhabenden Bürgern. Sie waren in die Letmather Bürgerschaft eingegliedert. Vor der Machtergreifung der Nazis saßen sie mit späteren Nazis regelmäßig am Stammtisch. Sie halfen vielen armen Bürgern der Stadt.

Reichskristallnacht Letmathe
Plünderung der Wohnung der Eheleute Meyberg durch die SA

Die Familie Meyberg wohnte zuerst in dem Hause an der Hagener Straße, wo heute das Lebensmittelgeschäft Plus ist. In diesem Haus war auch das Textilgeschäft. Mein Informant erinnert sich noch besonders gerne an diese Familie. Zur Nikolauszeit stellte diese Familie immer einen Sack mit kleinen Tüten auf, die Leckereien enthielten. Diese Tüten wurden von Herrn Meyberg an die vorbeigehenden Kinder verteilt.
Später zog die Familie in das Haus, in dem heute der Friseur Rittmeier seinen Friseursalon hat. Dort hatten sie in den unteren Räumen ihr Geschäft.
Die Familie Koppel wohnte gegenüber der Gaststätte „Zum Scharfen Eck“ (Steinschulte).Von dieser Familie berichtete ein Lehrer Folgendes: Ein katholischer Bischof mit Namen Gockel besuchte die Kirchengemeinde St. Kilian. Zur Begrüßung fertigte Koppel ein großes Transparent, auf dem geschrieben stand: „Der Jude Koppel begrüßt den Bischof Gockel“. Aus diesem Bericht ist zu erkennen, dass es ein gutes Miteinander gegeben haben muss. Das Haus der Familie Koppel kaufte später der Friseur Deges.

Als am 1.April 1933 von den Nationalsozialisten zu einem Boykott der jüdischen Geschäfte Ärzte- und Rechtsanwaltspraxen aufgerufen wurde, kauften zu Anfang noch viele Letmather weiter in beiden Geschäften. Unter den Käufern waren auch noch spätere Nazigrößen. Erst als Wachen aufgestellt wurden, die die Namen der Besucher der Geschäfte aufschreiben mussten bzw. sie am Betreten der Verkaufsräume hinderten, hielten sich auch die Letmather mit dem Einkauf zurück.

Es war der 10. November 1938, als Hohenlimburger SA-Männer unter Leitung eines Akademikers mit einem dreirädrigen Kleintransporter in Letmathe eintrafen und bei beiden Familien die Möbel in den Wohnungen zerschlugen und aus den Fenstern warfen. Außerdem zerstörten sie die Fensterscheiben, nicht nur der Wohnungen, sondern auch der Geschäftsräume. Die in den Regalen liegenden Waren wurden zum Teil geplündert oder mit Messern zerstochen. Einige Letmather sahen bei dieser sinnlosen Zerstörungsorgie zu. Der Fotograf Fritz Ley machte ein Foto. Ihm nahm man damals den Apparat ab. Wie es ihm trotzdem gelang dieses Foto zu machen, bleibt sein Geheimnis.

Die SA-Männer hatte man zuvor aus den Betrieben abkommandiert. Sie durften sich Vorschlaghämmer und sonstiges Werkzeug von den Firmen entleihen. Außerdem bekamen sie von den Betrieben die Ausfallstunden für das Zerstörungswerk noch bezahlt. Das wurde in einem Gerichtsprozess vor dem Schwurgericht beim Landgericht in Hagen im Jahre 1949 festgestellt, (vgl. Hermann Zabel, „Hohenlimburg unter dem Hakenkreuz“ Seite 365.)

Reichskristallnacht Letmathe
Plünderung der Wohnung der Eheleute Meyberg durch die SA

Ob Letmather SA-Männer auch in anderen Städten zu dem sinnlosen Zerstörungswerk eingesetzt waren, konnte mir keiner der von mir befragten Zeitzeugen, sagen, Frau Meyberg hat trotz des Leides, das man ihrer Familie zugefügt hatte, zerstochene Bekleidungsstücke und zerstochene Wäsche im Dunkeln zu armen Familien in Genna gebracht und an sie verschenkt,

Ein weiterer Informant, der damals neun Jahre alt war, berichtete mir, dass Herr Koppel seinen Stresemann angezogen hatte. Er hatte das EK I und das EK II angelegt. Seine Hände waren von der Nazihorde mit einer Ziegenkette auf dem Rücken gefesselt, als er durch die Stadt bis zum Bahnhof geführt wurde. Dort wurden ihm die Fesseln abgenommen. Nun musste er die Möbel, die man bei Meybergs aus dem Fenster geworfen hatte, von der Straße räumen. Viele Kinder waren bis zur Brücke mitgegangen. Als mein Informant nach Hause kam und das Erlebte seinen Eltern erzählte, bekam er wegen des Erzählens von falschen Geschichten Hausarrest. Seine Eltern hatten bis zu diesem Zeitpunkt von der Zerstörungsorgie noch nichts mitbekommen. Nachdem sie aber von der Schandtat gehört hatten, wurde der Hausarrest wieder aufgehoben.

Der Sohn der Familie Meyberg soll bereits vor dem Krieg nach Südamerika ausgewandert sein. Auch die zwei Söhne der Familie Koppel sollen bereits vor der Machtergreifung von ihren Eltern nach Amerika zum Studium geschickt worden sein.

Anmerkungen des Webmasters:
Im Jahr 1939 verließen die Letmather Juden ihre Heimatstadt. Der Kaufmann Julius Koppel zog nach Köln und verstarb dort kurze Zeit später. Cäcilie und Julius Meyberg fanden kurzzeitig eine neue Heimat in Iserlohn. Im Oktober 1941 wurden sie, wie alle Iserlohner Juden, in das Haus Kluse 18 zwangseingewiesen. Hier nahmen die Deportationen der Juden aus Iserlohn in die Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis ihren Anfang. Julius Meyberg und seine Frau Cäcilie geborene Stern wurden am 30. Juli 1942 von Dortmund aus mit dem Transport X/1 in das KZ Theresienstadt deportiert. Ihr Aufenthalt in Terezin (tschechischer Name für Theresienstadt) war nur von kurzer Dauer.

Cäcilie und Julius Meyberg
Cäcilie und Julius Meyberg

Laut dem „Theresienstädter Gedenkbuch“ brachte man das Ehepaar Meyberg und fast 2000 weitere Menschen jüdischer Herkunft am 23. September 1942 mit dem Transport Bq in das 80 Kilometer nordöstlich von Warschau gelegene Vernichtungslager Treblinka. Das Lager Treblinka war neben Belzec und Sobibor eines der Todeslager der „Aktion Reinhardt“, die die Nationalsozialisten zur systematischen Tötung aller Juden des Generalgouvernements (vom Deutschen Reich besetzte Teile Polens, die nicht dem Reichsgebiet zugeordnet waren) vorgesehen hatten. Die ersten Transporte mit Juden aus dem Warschauer Ghetto erreichten Treblinka im Juli 1942. Es folgten weitere Transporte aus den Gebieten des Generalgouvernements und Theresienstadt sowie ab März 1943 aus Griechenland. Das deutsche Lagerpersonal bestand aus SS-Männern des „SS-Sonderkommandos Treblinka“. Trawnikis, nach ihrem Ausbildungslager benannte sowjetische Kriegsgefangene, die sich mehr oder weniger freiwillig von der SS dienstverpflichten ließen, bewachten das Lager. Die SS-Männer nahmen ihren Opfern nach ihrer Ankunft in Treblinka das Gepäck und die letzten Wertgegenstände ab, zwangen sie sich zu entkleiden und trieben sie in die als Duschräume getarnten Gaskammern. Der Tod der Menschen wurde mittels von Verbrennungsmotoren erzeugter giftiger Abgase (Kohlenmonoxid) herbeigeführt. Im Vernichtungslager Treblinka wurden in dem Zeitraum von Juli 1942 bis August 1943 über 900.000 Juden aus ganz Europa sowie einige Tausend Sinti und Roma getötet. Cäcilie und Julius Meyberg waren zum Zeitpunkt ihrer Ermordung im September 1942 durch die vom menschenverachtenden Rassenwahn geprägte nationalsozialistische Gewaltherrschaft 66 bzw. 67 Jahre alt.

Aktion Stolpersteine
Der Künstler Gunter Demnig erinnert mit der Aktion Stolpersteine an die zahlreichen Opfer des Nationalsozialismus. Drei dieser Stolpersteine, die aus einem Betonstein und einer mit den Daten der Opfer versehenen Messingplatte bestehen, verlegte Gunter Demnig am 29. Oktober 2009 in Letmathe. Die vor dem Haus Bahnhofstraße 2 in den Bürgersteig eingelassenen Stolpersteine weisen auf den letzten frei gewählten Wohnort der Eheleute Julius und Cäcilie Meyberg hin. Der dritte Gedenkstein befindet sich vor dem Haus Hagener Straße 58 (ehemals Adolf-Hitler-Straße 58) und erinnert an das Schicksal des Kaufmanns Julius Koppel.

Es ist Krieg
Am 27. August 1939 wird im Deutschen Reich die Bezugsscheinpflicht eingeführt. Nährmittel, Heizmaterial und Kleidung können nur noch gegen Berechtigungsschein eingekauft werden. Ab 4. September 1939 wird ein Kriegswirtschaftsgesetz verabschiedet. Es regelt die Handhabungen für die Zwangsbewirtschaftungen und zusätzliche Kriegssteuern. Die Benzinversorgung wird mit Bezugsscheinen geregelt. Private Kraftfahrzeuge dürfen nur noch in Ausnahmefällen benutzt werden. Die Fahrzeuge müssen dann besonders kenntlich gemacht werden.

Wehrmacht in Letmathe
Deutsche Wehrmacht auf der Hagener Straße

Ab 21. September 1939 kann ein normaler Bürger nur noch Waren gegen die Abgabe von Lebensmittelmarken bzw. Bezugsscheinen in den Geschäften bekommen. Die Menschen in Deutschland merken durch die Einschränkungen, auch fern von den Kampfgebieten, dass Krieg ist. Schon am 20. November 1939 wird anstelle der Bezugsscheine eine Kleiderkarte für den Bezug von Textilien nach einem Punktesystem eingeführt.

Mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Polen begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Heute ist bekannt, dass die für den Einmarsch angegebenen Gründe erfunden waren. Auch in Letmathe-Oestrich waren schon viele junge Männer zu den verschiedensten Waffengattungen eingezogen worden.

Der Polenfeldzug ging aber schnell zu Ende. Am 6. Oktober 1939 teilte Hitler in einer Reichstagsrede mit, dass bis zum 30. September beim Feldzug gegen Polen 10.572 deutsche Soldaten gefallen, 30.322 verwundet waren und 3.409 vermisst wurden. Durch die Kapitulation Polens am 27.September war der Feldzug schon beendet.

Trotz dieser schrecklichen Zahlen meldeten sich auch weiterhin, auch in unserer Stadt, viele freiwillig um an den weiteren Siegen Anteil zu haben.(…)

Arbeitszwangsverpflichtete Tschechen und Slowaken
Neben dem Bahnübergang zwischen Marks & Comp. und Schütte & Meyer standen früher auf der Seite zur Lenne hin ein Stellwerk und eine Baracke. In dieser Baracke waren Tschechen und Slowaken untergebracht. Dies waren keine Kriegsgefangenen. Es waren junge Männer, meistens Abiturienten, die gerade das Gymnasium verlassen hatten. Die hatte man in ihrer Heimat gefangen (so erfuhr ich 1966 in der CSSR, in Deutschland sagte man angeworben) und sie arbeitszwangsverpflichtet. Sie waren fast alle bei der Reichsbahn beschäftigt. Sie arbeiteten dort in der Verwaltung, am Fahrkartenschalter, als Rangierer usw.. Sie konnten sich frei bewegen. An der Westseite der Baracke war die Küche. Hier wurde in einem großen Kessel das Essen für sie gekocht.(…)

Gefangenenlager der Franzosen
Das erste Lager für die gefangenen Franzosen war unterhalb der roten Halde in Stenglingsen. Dieses Lager sollte nun mit Russen belegt werden. Die sollten in den Steinbrüchen der Kalkwerke arbeiten. Deshalb wurde auf dem Kalkwerkegelände oberhalb der Firma Marks & Comp., dort wo bisher eine Vierlingsflakstellung war, ein neues Barackenlager für die Franzosen gebaut.

Im unteren Teil des stillgelegten Steinbruches hatte man eine Baracke für die französischen Offiziere und eine Küche mit Versorgungsräumen für alle Franzosen des Lagers erbaut. Auf dem Berg stand oben rechts neben der Zufahrt zum Lager eine Baracke mit Waschraum und Toiletten. Eine Baracke stand gegenüber der Sanitäranlage, am vorderen Ende, nach hinten zum Steinbruch. Diese Baracke wurde von den deutschen Bewachern bewohnt. Es standen noch sechs weitere Baracken auf dem Gelände. Das Lager war mit einem Stacheldrahtzaun eingezäunt. Die Franzosen arbeiteten überwiegend in den Letmather Industriebetrieben bei Döhner, Rump, Schütte & Meyer, Marks & Comp. und bei Gebr. Vieler.(…)

Gefangenenlager der Italiener
Etwa ab Ende 1943/ Anfang 1944, nachdem die Italiener das Bündnis mit Deutschland aufgekündigt hatten, wurden auch viele Italiener gefangen genommen. Einige davon waren in Letmathe in einem Gebäude auf dem heutigen Bakelitegelände untergebracht. Sie mussten in dem dort damals ansässigen chemischen Betrieb Voos arbeiten. Auch sie wurden nur schlecht verpflegt, überwiegend mit Kohlsuppe.(…)

Gefangenenlager der Ukrainer
An der heutigen Brückenstraße in Genna standen rechts vor der Eisenbahnfußgängerbrücke zwei Fachwerkgebäude aus halbsteinigen Ziegelsteinen. Das Gelände war mit einem hohen Zaun eingezäunt. Von der Brückenstraße her ging man durch ein schmales Tor auf das Gelände. In den Gebäuden waren gefangene Ukrainer. Sie mussten wie die anderen russischen Gefangenen anderer Lager an der Reichsbahn arbeiten. Das Essen für sie wurde im Hotel Geisler gekocht. Ob sie nach dem Krieg alle wieder in ihre Heimat gingen, ist nicht bekannt. (lt. Heinrich Laurenzis-Fischer).

Am 08. Januar 2004 erfuhr ich von Friedhelm Tripp, der früher in der Grüne wohnte, dass ein weiteres großes Lager mit Ukrainern auf dem ehemaligen Sportplatz in der Untergrüne war. Auf diesem Sportplatz wurden in der Zeit vor dem Krieg neben den anderen Sportarten auch die Reichsjugendwettkämpfe der Jugend des heimischen Raumes ausgetragen. Etwa 1942 begann man damit, Baracken auf dem Platz zu errichten. In diesen Baracken wurden die in Deutschland als Fremdarbeiter bezeichneten Ukrainer untergebracht. Die meisten dieser Männer und Frauen waren jedoch einfach auf den Straßen der Städte in der Ukraine gefangen worden. Sie wurden dann nach Deutschland verschleppt. (Das wurde uns bei einer Reise 2003 durch die Ukraine berichtet).

Es handelte sich hierbei überwiegend um junge Menschen. Auf der Kleidung hatten sie auf dem Rücken das Wort „Ost“ stehen. Ein Teil von ihnen wurde in der Landwirtschaft beschäftigt. Sie mussten dort die deutschen Landarbeiter ersetzen, die im Heer ihren Dienst verrichteten. Die meisten von ihnen wurden jedoch in den Betrieben in der Grüne und in Iserlohn eingesetzt. Denn auch die Industriebetriebe litten unter Arbeitermangel. So arbeiteten bei Röttgers in der Grüne und bei Schlieper viele dieser Verschleppten an den dortigen Kettenschweißmaschinen. Aber auch an anderen Maschinen wurden sie manchmal mit Deutschen zusammen eingesetzt. Ein Teil der jungen Frauen musste bei den Bauern und bei Familien als Hausgehilfinnen arbeiten.

Die Lagerinsassen wurden nur schwach bewacht und konnten sich nach der Erinnerung von Friedhelm Tripp fast frei bewegen. Über die Anzahl der dort im Lager Wohnenden und wie viele Baracken auf dem Sportplatz standen, konnte er keine Angaben machen.

Gefangenenlager der Russen
In Letmathe gab es mehrere Lager; in denen russische Soldaten unter sehr schlechten Bedingungen lebten. Eines dieser Lager befand sich auf der „roten Halde“. Damit war die ehemalige Zinkhalde in Stenglingsen gemeint. Heute befindet sich auf dem Gelände eine Deponie der Firma Lobbe.

In diesem Lager waren zunächst französische Gefangene untergebracht. Sie wurden in das neu erbaute Lager oberhalb der Firma Marks verlegt. Dann kamen russische Soldaten in das Lager. Die meisten von ihnen mussten in den Steinbrüchen und an den Öfen der Kalkwerke schwere Arbeiten verrichten. Das Essen für sie wurde in dem Ledigenheim geholt, das an der linken Seite der B236 in Richtung Nachrodt war. Das Essen war sehr schlecht. Von Bauer Laurenzis-Fischer aus Genna wurde das Essen einmal täglich mit einer Pferdekarre vom Heim zum Gefangenenlager gefahren. Manche der dort beschäftigten Deutschen sollen aber, soweit sie es konnten, den Russen manchmal ein Butterbrot geschenkt haben. Die Aufseher sollen die Russen jedoch brutal behandelt und oft mit dem Gewehrkolben zugeschlagen haben.

Josef Wilke, der damals an der Langen Rute gegenüber den Kalkwerken wohnte, hat im Winter bei Schnee oft seinen Schlitten zur Verfügung gestellt, damit die erschöpften oder zusammengeprügelten Russen von ihren Mitgefangenen zum Lager gebracht werden konnten.

Ca. 1944 wurden die Russen in das berüchtigte Stalag-Lager nach Hemer verlegt. In das freie Lager kamen nun Amerikaner und Engländer. Sie bekamen eine bessere Lebensmittelversorgung. (Der Bericht über dieses Lager wurde nach fast gleich lautenden Aussagen von Heinrich Laurenzis-Fischer (Jahrgang 1930) und Josef Wilke (Jahrgang 1932) am 07.02.2003 von mir zusammengestellt).

Auf dem Hof des Bauunternehmers Heinrich Göke waren auch Russen unter ganz schlechten räumlichen Bedingungen untergebracht. Es waren die Russen, die in der Eisenbahnrotte des Bauunternehmers arbeiten mussten. (vgl. bei der Reichsbahn S. 80).

Seit Beginn des Krieges am 22. Juni 1941 wurden von der deutschen Wehrmacht, 5,7 Millionen russische Soldaten gefangen genommen. 2 Millionen von ihnen starben in den deutschen Gefangenenlagern. Ob die wenigen Nahrungsmittel, die vom Staat für die Versorgung der Gefangenen zur Verfügung gestellt wurden, auch immer für deren Versorgung verwendet wurden, ist nach den Beobachtungen zu bezweifeln. Besonders die Lager der Russen waren von der Mangelversorgung betroffen.

Die Bombenangriffe auf Letmathe-Oestrich und die Umgebung
Die ersten Sprengbomben wurden bereits Anfang 1940 abgeworfen. Sie fielen in den Steinbruch, der westlich neben der Helmke liegt. Schaden verursachten sie kaum. In der gleichen Nacht gingen die Jungen der Helmke noch auf Splittersuche (lt. Willi Dicke, Jahrgang 1930, der damals in der Helmke wohnte).

In der Nacht zum 23. August 1940 gegen 3.50 Uhr früh, wurden Spreng- und Brandbomben nördlich von Oestrich abgeworfen, die in der Gegend von Heimberg zur Wilhelmshöhe fielen. Schaden wurde nicht verursacht.

In der Nacht zum 07. September 1940 warfen englische Flugzeuge Brandplättchen ab, und zwar in der Richtung Vodeke-Lührenbach. Die Plättchen flammten nach kurzer Zeit auf, ohne Schaden anzurichten.

Am 15. September 1940 ist von einem britischen „Mosquito“-Mehrzweckflugzeug eine Bombe abgeworfen worden. Sie fiel in die Nähe des Weges, der vom Ahm zur Wirtschaft „Zur Lennemühle“ an der Oeger Straße führte, richtete aber keinen Schaden an. (Mir bekannter Informant).

Am 14. März 1941 fielen im Bereich der Lärchen in der Nähe der Wirtschaft „Hubertushöhe“(Mickenbecker) gleich zu Anfang des Krieges Bomben ohne Schaden anzurichten. (lt. Heinrich Laurenzis-Fischer).

Die ausgebrannte katholische Kirche in Oestrich
Die ausgebrannte katholische Kirche in Oestrich

Am 14. Juni 1941 wurden bei einem Angriff Bomben in der Obergrüne am Brandkopf abgeworfen. Schaden entstand jedoch nicht, (vgl. Krumme und „Iserlohn unter Union Jack“ am 13).

Am 07. September 1941 wurden in Letmathe Brandbomben abgeworfen. Es entstand nur Sachschaden, (lt. Tagebuch Krumme). Im Buch, „950 Jahre Letmathe“, herausgegeben von den Letmather Nachrichten, steht auf Seite 84:

Erstmals wird auch Letmathe von den Luftangriffen feindlicher Bomber betroffen. In der Nacht zum 7. September werden 2 Sprengbomben und 150 Brandbomben abgeworfen. Dabei erhält das Marienhospital vier Treffer von Brandbomben, während 7 weitere Brandbomben Zimmerbrände auslösen. Eine Sprengbombe fällt ins freie Feld, die Zweite in einen Garten an der Bachstraße. Im weiteren Verlauf wird unsere Gegend wiederholt von Fliegerangriffen betroffen, in der Folge sind jedoch nur die Schlimmsten verzeichnet.

In der Nacht zum 07. April 1942 fielen in Grürmannsheide mehrere 18-Zentner-Luftminen, wovon je eine bei den Gehöften Breer und Holzrichter im Acker niederging, zwei kamen im Korbeslühr herab. Fensterscheiben und Dächer waren im weiten Umkreis stark beschädigt. Vor dem Hause Tubbesing lag ein Blindgänger, der aber am gleichen Tage noch entschärft und abgeholt wurde.

Am Abend des 10. April 1942 warfen Flieger Brandbomben über Oestrich in großer Zahl ab. Einige Häuser wurden getroffen; die Brände konnten von den Bewohnern gelöscht werden. Als stärkerer Rauch aufstieg, wurde durch eine Streife der Feuerwehr festgestellt, dass die katholische Kirche brannte. Brandbomben hatten das Kuppeldach an der Westseite durchschlagen und gezündet. Das Feuer ergriff den ganzen Dachstuhl, so dass die Kirche ausbrannte. Bis zur Wiederherstellung der Kirche ist der Gottesdienst in der evangelischen Kirche abgehalten worden.(…)

(…) Der letzte größere Abwurf war am 12. März 1945. Gegen 11.45 Uhr fielen etwa 200 Sprengbomben im Teppichwurf auf dem Hopey und auf Langeroh, nördlich Letmathe-Oestrich. Außer Dachschäden, zerbrochenen Fensterscheiben und Flurschäden war größeres Unheil nicht entstanden.(…)

Der letzte und schlimmste Bombenangriff auf Letmathe, der die meisten Toten verursachte, fand am 9. April 1945 um ca. 15.30 Uhr statt. Bisher habe ich nur die Bombenangriffe aufgeführt und keine einzelnen Begebenheiten genannt, da mir auch keine bekannt waren. Da ich unmittelbar von diesem Angriff betroffen war, berichte ich über den Ablauf dieses Angriffes und über dessen Folgen. Er veränderte unser Leben und das der davon betroffenen anderen Familien, nicht nur in Kindheit und Jugendzeit, sondern auf Dauer. Die Schrecken bleiben für immer erhalten.

Ein einzelner englischer Flieger (oder ein amerikanischer; verschiedene Aussagen) flog seine Runden über Letmathe. Dabei erblickte er wohl eine Lokomotive, die zur Firma Marks einfuhr oder in der Halle versteckt werden sollte. Von den Behörden war trotz des kreisenden Flugzeuges nur Voralarm gegeben worden.

Ich war in unserer Wohnung und wurde beim Voralarm sofort von meiner Mutter in den Luftschutzkeller geschickt. Das war ein Raum, der mit besonders dicken Wänden verstärkt worden war. Vor dem Kellerfenster hatte man noch eine winklige Schutzwand erbaut. Diese Schutzwand sollte bei einem Treffer noch das Entkommen aus dem Hause ermöglichen. Auch die Bewohner des Hauses Robert-Ley-Straße 24 benutzten diesen Schutzraum. Als ich im Keller ankam, wurde ich vom Luftschutzwart des Hauses empfangen und nach dem Verbleib meiner Mutter und meiner Geschwister befragt.

Der Pilot hatte in der Zeit, in der ich auf dem Wege in den Keller war, bereits zum Sturzflug angesetzt und zwei Bomben abgeworfen. Ich erinnere mich an einen großen Knall. Dann wurde alles schwarz. Dreck flog durch die Luft. Die Türen des Luftschutzkellers waren, da nur Voralarm gegeben war, noch geöffnet. Die Bewohner des Hauses waren noch auf dem Wege in den Keller.

Als sich der Dreck gelegt hatte, wurde ich, da meine Eltern nicht im Keller waren, vom Luftschutzwart in „Marks“ Bunker geschickt. Als ich den Keller verlassen wollte, fiel ich über den 13jährigen Jungen aus Haus Nr. 24. Er lag vor dem Ausgang des Heizungskellers. Sein Kopf war zerschmettert. Blut und Gehirn flossen an der Wand herab. Ich ging daraufhin noch einmal zurück in den Luftschutzkeller. Meine Mutter war inzwischen angekommen und suchte mich und meinen Bruder. Ich wurde auch von meiner Mutter in den Bunker geschickt. Als ich nun aus dem Keller ging, lag der Junge aus dem Nachbarhaus nicht mehr da. Meine Schwester und meinen Bruder hatte ich nicht gesehen.

Als ich aus dem Keller kam, sah ich das von einem Volltreffer zerstörte Haus Nr.24. Fast ein Drittel des Dreifamilienhauses war durch die Explosion der Bombe fortgesprengt worden. In dem Haus wohnten nur Mitarbeiter der Firma Marks. Eine der abgeworfenen Bomben war auf die Straße gefallen. Die Explosion hatte einen ca. 3 m tiefen Krater mit einem Durchmesser von ca. 6 m verursacht. Von den Bewohnern des Hauses 24 war nur eine Frau im Hause. Es war die Mutter des 13jährigen Jungen, der bei uns im Keller lag. Sie wurde durch die Explosion der Bombe in Stücke gerissen. Die Teile des Körpers, die man von ihr noch aus den Trümmern zusammensuchte, sammelte man in einem Betttuch auf. Als ich am Haus und Büroeingang Nr. 26 vorbeiging, hatte der Vater seinen 13jährigen Sohn auf dem Arm und fragte ihn immer: „Wo ist Mutter? Wo ist Mutter? Dass er nichts mehr sagen konnte, hatte er im Moment der Aufregung wohl nicht gesehen. Er starb dann in den Armen seines Vaters. Er war einer der sieben unmittelbaren Toten des Angriffs.

Mein Vater kroch mit einer blutenden Kniewunde auf die Treppe vor dem Hauseingang und fragte mich nach meiner Mutter und meinen Geschwistern. Meine Mutter kam dann gleichzeitig mit seiner Frage aus dem Keller. Mein Vater wurde in das Marienhospital gebracht. Dort hatte ihm der Chefarzt gesagt: „Josef, in vier Wochen bist du wieder zu Hause.“ Es kam aber anders.

Mein Bruder war erst nach dem 13 jährigen Spielgefährten in den Keller gelaufen. Die Luftdruckwelle der Bombenexplosionen und des zusammenbrechenden Hauses verursachten, dass der zuerst Gelaufene vor die Wand geschleudert wurde und dabei die Verletzungen erlitt, die zu seinem Tode führten. Mein Bruder befand sich glücklicherweise noch im toten Winkel des Treppenbereiches, sodass die Luftdruckwelle über ihn hinwegging. Er wurde zu Boden geschleudert. Dabei erlitt er eine Kopfwunde, die von den französischen Kriegsgefangenen, die bei Marks arbeiteten, versorgt wurde. Ich habe ihn nach dem Angriff nicht gesehen, aber ich habe das später von ihm erfahren. Die Franzosen sollen allen, soweit sie konnten, vorbildlich geholfen haben.

Meine Schwester hatte am Fenster unserer Wohnung gestanden. Gerade noch rechtzeitig vor dem Bombenabwurf hatte sie mit meiner Mutter die Wohnung verlassen. Sie waren im Treppenhaus auf dem Wege in den Keller, als die Bomben fielen. Sie erlitten beide Splitterverletzungen und wurden von dem Putz und einigen der Heraklitplatten der herabfallenden Decke getroffen.
Beide wurden im Marienhospital ambulant behandelt. Bei meiner Schwester hat es sehr lange gedauert, bis eine Schienbeinwunde verheilt war. Einige kleine Splitter, die nicht zu entfernen waren, hat sie heute noch im Körper. Bei meiner Mutter konnten die Splitter alle entfernt werden. Am Küchenfenster, wo meine Schwester noch wenige Minuten vor dem Bombenangriff gestanden hatte, schlug der Zünder der Bombe ein. Dieser Einschlag wäre für sie tödlich gewesen. Ich war der Einzige der Familie, der keine sichtbaren Verletzungen erlitten hatte.

In das Haus Nr. 24 waren Straßenpassanten geflohen. Es waren Soldaten, Eisenbahner und drei Frauen mit einem 2jährigen Kind.
Die Frauen wohnten alle in demselben Haus an der Robert-Ley-Straße und kamen gerade vom Einkaufen zurück. Zwei der Frauen waren Mütter dreier Kinder. Eine von den Schutz suchenden Frauen und das Kind wurden auf der Stelle getötet. Die beiden anderen Frauen wurden schwer verletzt. Sanitäter hatten bereits eine der noch lebenden Frauen zu ihrer Wohnung gebracht. Sie wurde von dort mit einem Fahrzeug abgeholt und zum Krankenhaus gefahren. Sie starb noch am gleichen Tage an ihren schweren Verletzungen. Sie war die achte Tote des Bombenangriffes.

Auch die zweite noch lebende Frau wurde zuerst in die Richtung zu ihrem Elternhaus gebracht. Sie rief immer wieder: „Ich will zu meiner Mutter“, als sie auf der Trage lag. In Höhe der Firma Marks drehten die Helfer mit der schreienden Frau um und gingen in Richtung Stadt. Diesen Vorgang habe ich gesehen, als ich in den Bunker lief.

Bei dem Bombenangriff wurde auch die Tür unseres Vorratskellers stark beschädigt. Der Keller war nun frei zugänglich. Da meine Eltern Schweine fütterten und auch schlachteten, hingen in diesem Keller unsere Schinken und Würste von der Winterschlachtung. Die Verletzten und die Toten waren noch nicht abtransportiert, als ein Mann, der bei der Eisenbahn beschäftigt war, versuchte uns einen Schinken zu stehlen. Ein Arbeitskollege meines Vaters hat ihn bei dem Diebstahlversuch ertappt und daran gehindert, den Schinken mitzunehmen. So hat er uns jedenfalls berichtet. Beim Plündern von der Polizei oder der Wehrmacht gestellt zu werden, konnte den sicheren Tod bedeuten. Denn Plünderer wurden in der Regel auf der Stelle erschossen. Aber der Hunger tat eben allen Menschen weh. Die Tür wurde noch am gleichen Tage repariert.

Die Hälfte unserer Küchendecke und ein Teil unserer Wohnzimmerdecke und des Treppenhauses waren zerstört worden. Wir sahen zum Himmel. Das gesamte Flachdach war mit Dachpappe eingedeckt und nun überall kaputt. Die Löcher in den Decken wurden notdürftig mit Planen abgedeckt. Diese Planen hatten aber auch schon kleine Löcher. Bei Regenwetter tropfte das Wasser immer wieder durch. Deshalb wurden in allen Zimmern Eimer, Schüsseln und sonstige Gefäße aufgestellt, die das von der Plane tropfende Wasser auffingen. Meine Mutter stand an Regentagen nachts auf und leerte die Auffanggefäße. Tagsüber mussten wir Kinder darauf achten, dass die Gefäße immer rechtzeitig geleert wurden und nicht überflossen.

Nach dem Bombenangriff nahm meine Mutter eine vierköpfige Familie aus dem zerstörten Hause mit zu uns in die Wohnung. Wir lebten nun zu acht Personen in einer halb zerstörten Wohnung. Die Familie erhielt noch einen kleinen Raum, der auf unserer Etage lag. Dort war bisher Büromaterial gelagert worden. In diesem Raum schliefen sie zu viert. Sich aufhalten, kochen und essen mussten sie bei uns in der Küche. Nachdem das Lager der französischen Kriegsgefangenen aufgelöst war, wurde es entlaust. Als das geschehen war, zog die Familie vorübergehend in die etwas besser ausgestattete Baracke der Deutschen Bewacher des Lagers.

Das Letmather Krankenhaus musste Ende April – Anfang Mai 1945 auf Veranlassung der Amerikaner geräumt werden. Es wurde mit Russen belegt. Als mein Vater erfuhr, dass er in das Krankenhaus Bethanien nach Iserlohn verlegt werden sollte, hat er gesagt: „Dann komme ich nicht mehr lebend wieder.“ Meine Mutter hat noch versucht, dem Marienhospital ein Bett zur Verfügung zu stellen, um ihn in einen Krankenhausflur zu stellen. Das wurde jedoch von der Frau Oberin abgelehnt. Auch der Versuch ihn zu uns nach Hause verlegen zu lassen, wurde mit dem Hinweis auf mangelnde Transportmöglichkeiten und die zerstörte Steinbrücke abgelehnt.

Da keine Züge und Straßenbahnen nach Iserlohn fuhren, gingen wir zu Fuß um ihn zu besuchen. Nach Iserlohn gingen wir über die heutige Karl-Arnold-Straße. In diese Straße hatte man Bäume oder Betonsäulen als Panzersperre eingegraben. Sie waren ca. 50 cm dick und ragten etwa 1,20 m aus der Erde. Nach Hause zurück gingen wir meistens durch die Untergrüne.

Da die Wanderungen nach Iserlohn wegen der plündernden Russen und Polen nicht ganz ungefährlich war, ging auch manchmal mein Opa oder eine meiner Tanten mit nach Iserlohn. Ich ging auch oft mit, durfte aber nie mit ins Krankenzimmer gehen, da ich nach den Besuchervorschriften noch zu jung war. Ich musste dann immer vor dem Krankenhaus warten bis meine Angehörigen zurückkamen. Meine Schwester und mein Bruder durften meinen Vater jedoch immer besuchen. Um die Verpflegung meines Vaters zu verbessern, brachten wir ihm Schinken und Würste. Ein verletzter Franzose, der auch bei Fa. Marks beschäftigt war, lag mit meinem Vater zusammen im gleichen Zimmer. Von ihm erfuhr dann meine Mutter, dass einige der Krankenschwestern heimlich von dem Schinken und der Wurst aßen.

Als mein Vater fühlte, dass es mit ihm zu Ende ging, wollte er mich noch einmal sehen. Meine Mutter und meine Tante Luise haben mich dann zwischen sich genommen und unter ihren Mänteln, die sie extra mitgenommen hatten, versteckt, bis wir an der Eingangskontrolle vorbei waren. So hat mich mein Vater noch einmal gesehen und ich ihn das letzte Mal lebend. Mein Vater starb am 1. Juli 1945 an den Folgen der Verletzungen des Bombenangriffes. Er war der neunte Tote, des Bombenabwurfs vom 9. April 1945.

Eine Leichenhalle befand sich damals am Marienhospital. Als mein Vater beerdigt wurde, lagen in der Leichenhalle, in Säcke gehüllt und mehrfach übereinandergestapelt, Tote, vermutlich Russen. Das Ausweichkrankenhaus an der Oeger Straße wurde erst später in der Villa des Papierfabrikanten Heyer für die Letmather Bevölkerung eingerichtet.

Insgesamt hatten wir während des Krieges 1858 zusammenhängende Alarme. Darin waren enthalten:

1091 öffentliche Luftwarnungen
1211 Vollalarme
102 Alarme akuter Luftgefahr
558 Vorentwarnungen

Eine sinnlose Zerstörung
Um den Vormarsch der Amerikaner zu behindern, wurde am 14. April 1945 der Wahnsinnsbefehl, der Tage zuvor von wirklich verantwortungslosen Offizieren der Wehrmacht erteilt worden war, ausgeführt und die Steinbrücke in Letmathe und die Eisenbahnbrücke nach Hohenlimburg gesprengt. Auch die Holzbrücke und die Brücke zur Akku sollten gesprengt werden.

Zerstörte Bahnhofsbrücke in Letmathe
Die Bahnhofsbrücke wurde am 14. April 1945 von der deutschen Wehrmacht gesprengt

Heinrich Laurenzis-Fischer sagte mir hierzu, dass ein Soldat höheren Ranges immer zwischen Steinbrücke und Holzbrücke hin und her gegangen sei. Sein Vater habe sich mit diesem Soldaten unterhalten. Er habe gesagt, seine Aufgabe sei es die Brücken zu sprengen. Daraufhin habe sein Vater zu dem Offizier gesagt: „Dann lass dich hier aber nicht mehr sehen!“ Darauf habe der Soldat gesagt: „Ich will nicht in den letzten Tagen vor Kriegsende erschossen werden, denn mein Leben ist mir mehr wert als eure Brücken.“.(…)

Die Holzbrücke wurde nicht gesprengt. Heinrich Laurenzis-Fischer hat am 15. April von seinem Obsthof aus beobachtet, wie ein Amerikaner mit einem Gewehr, auf dass ein Bajonett aufgesteckt war, die Zündschnüre durchtrennt hat. Die Sprengladungen hingen dann noch einige Tage an den Brückenpfeilern. Wer sie entfernt, hat ist nicht bekannt. Auch die Brücke zur Akku wurde nicht gesprengt.

Damit die Menschen, die zum Bahnhof oder zur Arbeitsstelle nach Genna mussten, die Lenne auch trockenen Fußes überqueren konnten, wurde unterhalb der zerstörten Brücke bereits 1945 ein ca. zwei Meter breiter Notsteg gebaut.

Vom Honsel her rückten am Sonntag, dem 15.April 1945, die Amerikaner nach Genna ein. Die Lenne war für eine Nacht die Grenze, denn die Stadt jenseits der Lenne wurde erst am 16.April 1945 von einer anderen amerikanischen Einheit, die von einem anderen General befehligt wurde, besetzt.(…)

Am 15. April wurde auch der Kiliansdom von der Südseite her, neben dem Kirchturm von Granaten getroffen. Ob es noch Warn- oder schon Freudenschüsse waren, wer weiß es? Es ging jedenfalls eine Weissagung in Erfüllung. Der in der Kiliansgemeinde von 1870 bis 1902 als Kaplan tätige Josef Vogelsang hatte vorausgesagt, dass der Krieg erst zu Ende ist, wenn die Kilianskirche von der Südseite her am Turm an der rechten Seite getroffen wird. Jedenfalls waren es die letzten Schüsse, die im Rahmen des Kriegsgeschehens auf Letmather Gebiet abgefeuert wurden.(…)

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors Alois Grusemann

Gefangenenlager in Letmathe
Barackenlager der französischen Zwangsarbeiter

Anmerkungen des Webmasters:
Am 18. Juni 2006 erhielt ich eine E-Mail von Claude Balbin aus Frankreich. Herr Balbin hatte die Auszüge aus dem Buch „Letmather Bürger erinnern sich an die Zeit von 1930 bis 1945“ von Alois Grusemann auf dieser Internetseite gelesen. Besonders der Auszug über die Gefangenenlager der Franzosen hatte sein Interesse geweckt. In der E-Mail schrieb Herr Balbin, dass sein Vater Maxime Balbin von 1943-1945 als Zwangsarbeiter bei der Firma Döhner (heute Woolworth/Kaufpark) arbeiten musste. In einer weiteren E-Mail übermittelte mir Herr Balbin zwei Fotos. Auf einem Foto sieht man die Baracken auf dem Abraumgelände der Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke, in denen die Franzosen während des Krieges in Letmathe untergebracht waren. Auf dem zweiten Foto sind die französischen Zwangsarbeiter, die in verschiedenen Letmather Firmen arbeiten mussten, abgebildet.

Alois Grusemann hat die Baracken wiedererkannt. Sie befanden sich seinen Angaben nach hinter den Werkswohnungen der Firma Marks, in denen er damals als Kind wohnte. Alois Grusemann berichtete mir von den guten Erfahrungen, die er als Kind mit den französischen Gefangenen gemacht hatte. So sei ihm sein erstes Stück Schokolade von einem französischen Kriegsgefangenen geschenkt worden. Seinen Eltern sei bei der Arbeit auf einem gepachteten Feld von französischen Gefangenen geholfen worden, die für ihre Arbeit mit Lebensmittel entlohnt wurden. Kontakte zwischen Kriegsgefangenen, Fremdarbeitern und der deutschen Bevölkerung waren von den Nazis streng verboten.

Später erhielt ich noch folgende Informationen von Claude Balbin über die Zeit seines Vaters als Zwangsarbeiter in Deutschland: Maxime Balbin stammte aus der Stadt Dreux im Département Eure-et-Loir etwa 80 km westlich von Paris. Dort arbeitete er in einer Brauerei. Als während der Kriegsjahre 1942 und 1943 immer mehr Arbeitskräfte benötigt wurden, um die deutsche Kriegswirtschaft in Gang zu halten, führte das Vichy-Regime, dem formal ganz Frankreich unterstand, auf Druck der deutschen Besatzer den Service du Travail obligatoire en Allemagne (STO) ein. Im Rahmen des STO wurden Hunderttausende Franzosen zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. Einer von ihnen war Maxime Balbin. Im Februar 1943 kam er in Letmathe an. Maxime Balbin war mit anderen französischen Zwangsarbeitern in Baracken in einem Steinbruch in Genna untergebracht. Er musste bei der Firma Döhner arbeiten. Die Arbeitsbedingungen waren hart und die Ernährung schlecht. Als die Amerikaner im April 1945 Letmathe besetzten, wurde Maxime Balbin befreit. Seine Heimreise organisierte das Rote Kreuz.

Französische Zwangsarbeiter in Letmathe
Französische Zwangsarbeiter
Bescheinigung der Firma Döhner für Maxime Balbin
Bescheinigung der Firma Döhner für Maxime Balbin

Ebenso zu erwähnen ist der Gästebucheintrag von Walter Hoffmann aus Bonn vom 9. April 2006. Herr Hoffmann bezieht sich hier auf die Schlägereien zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten in Letmathe, die Alois Grusemann in seinem Buch beschreibt. Herr Hoffmann berichtet, dass sein Großvater Wilhelm Hoffmann, der zu jener Zeit in der Gartenstr. 20 in Letmathe wohnte, einer der Kommunisten war, die sich Schlägereien mit der SA geliefert hatten. Wilhelm Hoffmann wurde am 1. Sept. 1938 verhaftet und nach Hagen gebracht. Von Hagen aus transportierte man ihn ins KZ Buchenwald. Wilhelm Hoffmann starb am 16. März 1944 als politischer Häftling auf dem Transport ins KZ Neuengamme.

Wir danken Herrn Claude Balbin sowie Herrn Walter Hoffmann für ihre Informationen über die Geschehnisse in unserer Heimatstadt während der Nazidiktatur, die uns helfen, uns unserer historischen Verantwortung zu stellen.

Anmerkungen des Webmasters:
Im September 2014 hinterließ der Niederländer John van Putten den unten stehenden Kommentar auf den Seiten des Heimatvereins Letmathe. In seinem Kommentar und später ausgetauschten E-Mails berichtet Herr van Putten von dem traurigen Schicksal seines Onkels Johannes, genannt Jo, van Putten, der im Jahr 1943 als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportiert wurde.

Aufgrund des Arbeitskräftemangels während der Kriegsjahre forderte der „Reichskommissar für die Niederlande“ Arthur Seyß-Inquart immer mehr niederländische Arbeitskräfte für den Arbeitseinsatz in Nazi-Deutschland. Die am Anfang mehr oder weniger freiwillige Arbeitskräfteanwerbung ging im Laufe der Zeit in eine gewaltsame Rekrutierung von Arbeitskräften über. Trauriger Höhepunkt diese Suche nach jungen, männlichen Arbeitskräften waren menschenjagd-ähnliche Razzien und gewaltsame Deportationen, die von deutschen Einheiten und Einheiten der nationalsozialistischen Partei der Niederlande NSB in allen großen Städten durchgeführt wurden.

Jo van Patten war 18 Jahre alt als er von Mitgliedern der „Landwacht“, einer paramilitärischen Abteilung der NSB (Nationaal-Socialistische Beweging in Nederland), im Obstgarten seines Vaters aufgegriffen wurde. Mit der Drohung, wenn er Widerstand leiste, würde sein Vater verhaftet wurde er zum Arbeitsdienst in Deutschland verpflichtet. Mit drei weiteren Bewohnern seines Heimatdorfes Hagenstein wurde Jo van Putten nach Deutschland deportiert. Im Mai 1943 kam er in Letmathe an. Die ersten sechs Monate musste er bei den Rheinisch-Westfälischen Kalkwerken arbeiten. Untergebracht war er in einem Saal der Gaststätte Spindeldreher in Oestrich. Später wechselten Arbeitsplatz und Unterkunft. Ab September 1943 war Jo van Putten in einem heute abgerissenen Haus an der Altenaer Straße untergebracht. Die neu zugewiesene Arbeitsstelle war die eines Kontoristen bei der Firma Wilhelm Haacke in Iserlohn. Jo van Putten war wegen seines freundlichen Wesens und seiner Hilfsbereitschaft bei seinen Kollegen sehr beliebt. Ein besonders freundschaftliches Verhältnis verband ihn mit seinem Arbeitskollegen Hanns Brakel aus Menden, der als Verkäufer bei der Firma Wilhelm Haacke beschäftigt war. Nach dem Krieg versuchte Hanns Brakel vergeblich Kontakt aufzunehmen zu seinem alten Arbeitskameraden. Nach dem Fall des Ruhrkessels im April 1945 wurde Jo van Putten in einem offenen Lastwagen der US. Armee in sein Heimatland zurücktransportiert. Am 8. Mai 1945 erhielt seine Familie eine letzte Nachricht von ihm. Jo van Putten verstarb am 7. Juni 1945 in einem Krankenhaus in Almelo an einer Hirnhautentzündung.

Arbeitskarte von Jo van Putten
Arbeitskarte von Jo van Putten

6 Replies to “Letmathe im Dritten Reich”

  1. Sehr Geehrte Dame oder Herr,

    This Message is written in Englisch.
    My name is John van Putten and i have read the story above about “ Letmathe im dritten Reich “ with a lot off intrest , because it is all so a part off our Family history.
    My uncle Jo van Putten has worked for almost two years in the area off Letmathe / Grüne/ Iserlohn from may 1943 until the occupation off the Amercan forces in April 1945.
    Two years ago we have found more than 50 documents and letters who has written by Jo off his stay in that period , in those letters is a lot off information about the work hè had to do for the company Rhein Westfalische Kalkwerke Dornap Letmathe and after that period for the company off Walther Haacke in the city off Iserlohn.
    What i would like to now is Some information about the place where he lived , one place where hè have lived is called as
    Rhein Westfalische kalkwerke Abt, Letmathe Lager Spindelakker 74. oder Lager Spindeldreher 74 .
    And the last adres were hè has lived is Altenaerstrasse 7 Grunë near by the Corner Dechenhole.

    Perhaps it’s possible to get in contact with each other so I can send Some documents or any other information.
    In a pending off any respons,
    With friendly regards ,

    John van Putten

  2. Ich wurde 20 Jahre nach Kriegsende in Letmathe geboren- und lebe seid fast 30 Jahren in Berlin. Ich möchte einfach nur Dankesagen, dass diese Informationen im Netz stehen- viele Fragen, die mir als Kind und als Jugendliche nur sperrlich beantwortet wurden habe ich hier gefunden. Meine Mutter hat damals in der Nähe des Döhner- Werkes gewohnt – sie hat davon erzählt, dass sie wenn es ging den Kriegsgefangen zusammen mit ihrem Vater etwas zu essen durch den Zaun geschoben haben. Als Kind haben wir oft in der alten Ziegelei an der Schwerter Str. gespielt. Dort stand ein alter Schuppen an der Innenseite der Tür war ein Blechschild mit einem Hakenkreuz angebracht- an den Text kann ich mich nicht mehr erinnern- ich war vielleicheit 6 oder 7 Jahre alt. Wir waren damals schockiert und haben die Beine in die Hand genommen und danach einen großen Bogen um das Geländegemacht- aus Angst einem Nazi zu begegnen.
    Meine Mutter ist Jahrgang 1934- sie verstarb im letzten September. Einige Wochen vor ihrem Tod erzählte sie mir, dass eine Porzellanskulptur, die immer in der Wohnzimmervitrine meiner Großeltern stand aus jüdischem Besitz stammen- nach ihren ERinnerungen kaufte mein Großvater sie einer jüdischen Familie ab- die Letmathe verlassen musste. Sie konnte sich nicht an den Namen der Familie erinnern- gab es wirklich nur die beiden jüdischen Familien Koppel und Meyer in Letmathe? Es ist wahrscheinlich kaum zu realisieren- aber ich würde die Skulptur gerne den Nachfahren der ehemaligen Besitzer zurückgeben. Falls sie mir diesbezüglich weiterhelfen könnten wäre ich Ihnen sehr dankbar.
    Wenn nicht werde ich mich weiter auf die Suche machen.
    Nochmals vielen Dank- für die interessanten Ausführungen zur NS Vergangenheit meines Geburtsortes.

    viele Grüße Esther Ewald

  3. 70 Jahre Frieden –

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    wir sind eine Interessengemeinschaft von Angehörigen französischer KG der Stalag VI A und VI D.
    Zu dem Vortrag von Herrn Dr. Blank am 15. April werden wir kommen.
    Wir möchten aber vorab mit Ihnen einige Informationen austauschen.
    Besten Dank im voraus für Ihre Antwort.
    Régine Hessling
    Urbecker Strasse 82
    58675 – Hemer
    Amicale des descendants des KG Stalag VI A VID

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